Der Beton für die Feste Fehmarnbeltquerung

 

Dipl.-Ing. Rolf-Rüdiger Honeck und Ulf Jönsson, M. Sc., Femern A/S

 

 
 


Der Fehmarnbelt-Tunnel ist ein aktuelles Projekt mit langer Vorgeschichte. Bereits zu Beginn der 1960er-Jahre entstanden in Skandinavien Pläne für eine feste Verbindung zwischen Dänemark und Deutschland, die die Wege für den Waren- und Reiseverkehr zwischen Skandinavien und Mitteleuropa erheblich verkürzen sollte. Die Pläne wurden zwar verworfen, der Gedanke blieb aber weiter in den Köpfen, so dass sich im Jahr 2007 Deutschland, Dänemark und Schleswig-Holstein auf den Bau einer Brücke einigten, die die deutsche Ostseeinsel Fehmarn mit der dänischen Insel Lolland verbinden sollte. Die geplante Brücke rief aber zahlreiche Bürgerinitiativen auf den Plan, die sich gegen eine Brücke aussprachen. Schließlich entschied sich das dänische Parlament im Februar 2011 für einen 17,6 km langer Straßen- und Eisenbahntunnel unter der Ostsee zwischen Puttgarden auf Fehmarn und Rødbyhavn auf Lolland in Dänemark. Dänemark trägt dabei die Kosten für den Tunnel in Höhe von 7,4 Mrd. Euro, die der Staat über eine Maut wieder einnehmen will. Die Bundesrepublik Deutschland soll die Kosten für die Anbindung an das Hinterland auf deutschem Boden tragen.

Der Baubeginn ist für den Sommer 2020 vorgesehen. Während in Dänemark das Bauvorhaben längst genehmigt ist, läuft in Deutschland noch das Planfeststellungsverfahren, das erst 2018 abgeschlossen sein soll. Nach den geplanten 8,5 Jahren Bauzeit wird die Verbindung die Reisezeit zwischen Hamburg und Kopenhagen auf zweieinhalb Stunden verkürzen. Die Höchstgeschwindigkeit auf der vierspurigen Autobahn im Tunnel für Pkw wird 110 km/h betragen, die so für diese Fahrt 10 Minuten benötigen. Züge werden den Tunnel auf der zweigleisigen, elektrifizierten Bahnstrecke mit einer Geschwindigkeit von 200 km/h durchfahren können und dafür 7 Minuten benötigen.

Bautechnisch bietet das Projekt einige Besonderheiten. Der Tunnel wird aus 79 Einzelelementen aus Beton mit je 217 m Länge, 40 m Breite und 73.000 t Gewicht bestehen. Zehn Spezialelemente erhalten ein Untergeschoss für Anlagen für Betrieb und Wartung des Tunnels. Der Betonelemente werden in einem extra dafür errichteten Werk in Rødbyhavn östlich des existierenden Fährhafens auf einer Fläche von 1,5 Mio. m² hergestellt.

Partner für den Bau des Betonwerks und der Tunnelelemente ist das Konsortium Femern Link Contractors, bestehend aus den Unternehmen VINCI Construction Grands Projets (Frankreich), Per Aarsleff A/S (Dänemark), Wayss & Freytag (Deutschland), Max Bögl Stiftung & Co. (Deutschland), Soletanche Bachy International (Frankreich), CFE (Belgien), BAM Infra (Holland) und BAM International (Holland).

Der Tunnel entsteht in einem bis zu 60 m breiten, 16 m tiefen und 18 km langen Graben, der im Meeresboden ausgehoben wird. Die 19 Mio. m³ Aushub werden für die Gewinnung von ca. 3 km² Land auf beiden Seiten des Fehmarnbelts genutzt.

Die Tunnelelemente werden als Senkkästen/Caissons von der Produktionsstätte über die Ostsee zur gewünschten Stelle im Fehmarnbelt geschleppt und dort in den Graben abgesenkt. Am Meeresboden werden die einzelnen Elemente miteinander zum Tunnel verbunden.